«Mensch, wer bist du, der du das Wort nimmst gegen Gott?» (Röm. 9,20). Was hat der Gott widerstrebende Mensch mehr gegen Gott aufzubieten als seine Zweifel an dessen Wort und Autorität? Der Mensch muss lernen, dass seine Zweifel unbegründet und haltlos sind und dass damit ein Widerstreben gegen den Willen Gottes sinnlos ist. Der Wille Gottes ist auf eine Veränderung des Menschen aus. Es stimmt, dass das Verhalten des Menschen Einfluss auf die Schöpfung hat. Aber wenn sich das Verhalten des Menschen nicht nach Gott richtet, wie kann der Mensch dann die Schöpfung bewahren oder kulturell aufwerten?
Wer die Relevanz von Gottes Existenz missachtet, hat im Kern seines Wesens weniger ein Glaubensproblem als ein Autoritätsproblem. Das jedenfalls lässt sich aus den Geschichten der Bibel entnehmen. Den Angehörigen Israels wurde immer wieder bewusst gemacht, dass sie eine besondere Beziehung zu dem Gott haben sollten, der Himmel und Erde erschaffen hat. Und dennoch wählte das Volk Gott ab, weil es ein unbequemer, anspruchsvoller Gott war, ein heiliger Gott, der deutlich gemacht hatte, was er von den Kindern Israels wollte: Sie sollten so heilig sein wie Er! (3. Mose 20,26). Im Buch Samuel liest man erstaunt, was die Israeliten darauf zu entgegnen hatten. Ihnen war das Menschenmögliche viel lieber als das, was Gott mit ihnen vorhatte. Und so stellt Gott fest: «Mich haben sie verworfen, dass ich nicht König über sie sein soll» (1. Sam. 8,7). Kein Wunder also, dass die Menschen die Bibel, das Buch, in dem Gott sein Wort darlegt, verwerfen.
Die Vollkommenheit Gottes ist dem Menschen suspekt
Die Bibel zeigt die Heiligkeit Gottes und damit scheint der moderne Mensch nicht nur überfordert zu sein, sondern noch schlimmer, er hat gar kein Bedürfnis nach Heiligkeit. Gott soll nicht der König sein! Sein perfektes Wesen ist dem, der sich selbst mit all seinen Schwächen ausleben will, suspekt. Allerdings können auch sich religiös gebende Menschen ein Autoritätsproblem haben, weshalb sie an Gottes Wort herumdoktern oder biblische Aussagen für den Zeitgeist passend machen. Das Göttliche wird vermenschlicht und verliert so die Kraft des Heiligen. Anstatt korrigierende Veränderung zuzulassen, werden unheilvolle Irrtümer zementiert.
Dazu gehört die Ersatztheologie, auch Substitutionstheorie genannt, welche lehrt, dass die christliche Kirche in der Gunst Gottes an die Stelle Israels getreten sei. Die Kirche sei also das eigentliche und «wahre Israel» und das historische Israel sei von Gott verworfen. Damit versandet die Heilsgeschichte mit den Menschen in der bleibenden Dualität von einem kirchlichen Himmel und einer jüdischen Hölle, und man merkt nicht, dass man einer gewissen Gleichförmigkeitstheorie anheim gefallen ist. Der «ewige Jude» in der kirchlichen Variante als Konstante des ewig verworfenen Juden.
Erstaunlicherweise gibt es in den Naturwissenschaften eine ganz ähnliche Sichtweise. Der geologische Aktualismus besagt, alles, was man in der Natur heute als langsame Veränderung beobachten kann, habe sich nach den gleichen Gesetzmässigkeiten auch in der Vergangenheit abgespielt und so die heute sichtbaren Formen hervorgebracht. Man meint, dass deshalb auch keine biblische Sintflut stattgefunden haben kann, obwohl anerkannt ist, dass in früherer Zeit gewaltige Naturkatastrophen stattfanden, mit denen die neuzeitlichen Naturabläufe nicht gleichzusetzen sind. Interessanterweise hat man inzwischen den Menschen als Störfaktor des Weltklimas entdeckt. Und damit ist man, ohne dass es Geologen oder Klimaideologen bemerken würden, mitten im Neuen Testament, denn Jesus sagte: «Und wie es in den Tagen Noahs geschah, so wird es auch sein in den Tagen des Sohnes des Menschen: Sie assen, sie tranken, sie heirateten, sie wurden verheiratet bis zu dem Tag, da Noah in die Arche ging und die Flut kam und alle umbrachte» (Luk. 17,26.27). Jesus kannte also auch die Gleichförmigkeitstheorie und warnte davor.
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