Die Erdatmosphäre reagiert weniger empfindlich auf Schadstoffe, als einige Forscher bislang fürchteten. Die Atmosphäre verdankt ihre robuste Selbstreinigungskraft dem konsequenten Recycling ihres Reinigungsmittels, den Hydroxylradikalen. Die in «Science» veröffentliche Studie (1) zeigt, dass die Konzentration dieser für die Selbstreinigung entscheidenden Moleküle sehr stabil ist und kaum schwankt.
Thomas Lachenmaier
15. Juni 2023

Diese Erkenntnis beendet auch einen jahrelangen Wissenschaftsstreit, in dem die Selbstreinigungskraft der Atmosphäre sehr kontrovers diskutiert wurde, berichtet das Wissenschaftsmagazin Scinexx. Hydroxylradikale befreien die Atmosphäre von vielen gefährlichen Schadstoffen. Ihre Menge in der Atmosphäre schwankt nur um wenige Prozent, ergaben die Studien des Forschungsteams der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) in den USA und des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz. «Nun wissen wir, dass diese lebenswichtige Eigenschaft unserer Erdatmosphäre, sich selbst von Schadstoffen zu reinigen, recht stabil ist», erklärte Steve Montzka, Erst­autor der Studie und Forscher der National Oceanic and Atmospheric Administration.

Dass sich die Selbstreinigungskraft der Atmosphäre recht robust gegen Luftverschmutzung zeigt, ist auch für die Klimadiskussion relevant, betont Jos Lelieveld, Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie. Denn klimawirksame Stoffe wie Methan werden zuverlässig abgebaut. Wenn es wärmer wird, produzieren Pflanzen mehr Isopren, welches für die Erneuerung des Reinigungsmittels, die Hydroxylradikale, wichtig ist.

1    https://nature.com/articles/ngeo1405

Meldung aus factum 04/2023