Richtiges Atmen lindert Krankheiten und macht fitter, doch die meisten Menschen atmen zu viel und zu flach. Die Ursache dafür hat auch eine geistliche Dimension.
Bettina Hahne-Waldscheck
15. Juni 2022

«Da machte Gott der Herr den Menschen aus Staub von der Erde und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen» (1. Mose 2,7).

Bei der Erschaffung des Menschen hauchte Gott seinen eigenen Atem in die Nase von Adam. Das ist etwas ganz Besonderes und unterscheidet den Menschen von allen anderen Kreaturen. Gott durchdringt als geistige Kraft das Biologische und macht es lebendig – durch seinen Atem sind wir mit ihm verbunden, sind ein Abbild Gottes. So schreibt Hiob: «Der Geist Gottes hat mich gemacht, und der Odem des Allmächtigen hat mir das Leben gegeben» (Hiob 33,4).

Lebenswichtig

Ohne Atem können wir nicht leben. Der Mensch atmet beim Einatmen etwa 21 Prozent Sauerstoff und 78 Prozent Stickstoff ein, beim Ausatmen bläst er 17 Prozent Sauerstoff, vier Prozent Kohlendioxid und 78 Prozent Stickstoff wieder aus. Der Sauerstoff wird über die Lunge ins Blut aufgenommen und gelangt von dort bis ins Innere der Zellen, wo er in Energie umgewandelt wird.

Während wir viel zum Thema Ernährung und gutem Schlaf lesen können, erhielt das richtige Atmen bisher kaum Aufmerksamkeit. Doch Experten auf diesem Gebiet haben ein Paradox entdeckt: weniger Atmen und weniger Sauerstoff sind für den Menschen gesünder. Deshalb boomen Höhentrainingsgeräte seit einiger Zeit. Sie entziehen unter einer Maske Sauerstoff und werden zum Beispiel bei Bluthochdruck, Asthma, Lungenkrankheiten, Übergewicht, Erschöpfung und Allergien eingesetzt.

Sportler machen sich die Vorteile der sauerstoffarmen Atmung schon seit Jahrzehnten beim Höhentraining in den Alpen zu eigen. Höhentraining verringert das durchschnittliche Herzfrequenzniveau und den Blutdruck, erhöht die Produktion und die Freisetzung von menschlichem Wachstumshormon, regt den Fettstoffwechsel an und vermindert oxidativen Stress durch freie Radikale. Zudem profitiert man vom Bohr-Effekt (nach Christian Bohr, dem Vater von Niels Bohr): Je mehr Kohlendioxid (CO2) sich an den roten Blutkörperchen befindet, desto eher geben diese durch den Verdrängungseffekt die Sauerstoffmoleküle, die sie transportieren, an Zellen und Muskeln ab. Atmet dagegen jemand zu viel Sauerstoff ein, bleibt dieser eher am Hämoglobin hängen. Dieser Zustand heisst Hypokapnie und beschreibt den herabgesetzten Kohlendioxid-Partialdruck. Das Hämoglobin hält den Sauerstoff fest, es kommt zu Oxidation und oxidativem Stress. Nur auf Druck von Kohlendioxid gibt das Hämoglobin den Sauerstoff weiter. Kohlendioxid ist also der Türöffner, um Sauerstoff vom Blut in die Zellen und Muskeln zu bekommen und hat überlebenswichtige Funktionen im Körper. Es hilft, den Sauerstoff von den roten Blutkörperchen in die Zellen zu laden, reguliert den Säuregehalt des Blutes, sorgt für die Erweiterung von Blutgefässen und erhöht so den Blutfluss zum Gehirn. Leichter zu atmen ist der Schlüssel, um das Potenzial des CO2 in sich zu nutzen.

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