Durch die einseitige Finanzierung der Fremdbetreuung auch für Kinder unter drei Jahren drängt der deutsche Staat die Eltern zu dieser Betreuungsform. Eltern und Familienverbände kritisieren, dass dies klaren Vorgaben des Grundgesetzes widerspricht und selbstbetreuende Eltern massiv benachteiligt.
Thomas Lachenmaier
9. Juli 2021

Der Staat wendet für jeden Krippenplatz pro Monat mehr als 1000 Euro auf (allein für Betriebskosten 1300 Euro). Damit drängt der «Staat die Eltern zu dieser Betreuungsform, weil sich viele Eltern die Eigenbetreuung ihrer Kinder aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr leisten können», kritisiert der «Verband Familienarbeit e. V.». Das sähe aber ganz anders aus, so die Erklärung, «wenn die selbstbetreuenden Eltern mit den Krippeneltern finanziell gleichgestellt würden». Der Verband fordert daher, den Betrag, den der Staat heute für einen Krippenplatz aufwendet, den Eltern zur Verfügung zu stellen, damit sie frei sind, selbst zu bestimmen, ob sie damit die Eigenbetreuung oder eine Fremdbetreuung ihrer Wahl finanzieren wollen.

Diese Bevormundung der Eltern widerspricht dem Auftrag des Grundgesetzes. Das Bundesverfassungsgericht betont, dass der Staat nicht berechtigt ist, «die Eltern zu einer bestimmten Art und Weise der Erziehung ihrer Kinder zu drängen. Das Grundgesetz überlässt die Entscheidung über das Leitbild der Erziehung den Eltern, die über die Art und Weise der Betreuung des Kindes, seine Begegnungs- und Erlebnismöglichkeiten sowie den Inhalt seiner Ausbildung bestimmen.» Das Grundrecht der Eltern auf Wahlfreiheit bei der Kinderbetreuung wird verletzt.

Die Bevorteilung der Krippenbetreuung lässt sich nicht mit «frühkindlicher Bildung» begründen. Zum einen, weil nach allen heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen in den ersten Lebensjahren die Entstehung einer festen Bindung zu den Eltern für das Gedeihen eines dreijährigen Kindes wichtiger ist als Wissensinhalte. Zum anderen, weil Studien zeigen, dass nur drei Prozent der Krippen einen guten bis sehr guten Qualitätsstandard aufweisen. Eine Studie des «Deutschen Jugendinstituts» (DJI) mit der «Technischen Universität Dortmund» dokumentiert den extremen Personalmangel. 90 Prozent haben weniger Personal als die von Wissenschaftlern geforderte Grösse. Der hohe Krankenstand der Beschäftigten, die hohe Fluktuation, das häufige Aufgeben des Berufs weisen auf die Probleme hin. Durch zu frühen und langanhaltenden Aufenthalt in Krippen sind Kinder andauerndem Stress ausgesetzt, wie Studien zeigen. Das wird durch die extreme Unterbesetzung der Einrichtungen verstärkt.

Meldung aus factum 04/2021.