Erdöl und Erdgas entstanden über Jahrmillionen, so die gängige Theorie. Untersuchungen aber lassen Zweifel hochkommen und weisen auf schnelle Prozesse hin.
Dr. rer. nat. Markus Blietz
14. Februar 2022

Trotz alternativer Energiequellen werden Erdöl und Erdgas noch immer benötigt. In der chemischen Industrie sind sie sogar fast unentbehrlich, werden doch rund 90 Prozent aller Produkte letztlich über Zwischenstufen aus Erdöl und Erdgas gewonnen. Beispiele sind Tupperware für den Haushalt, Legobausteine für Kinder oder wasserdichte Kunstfaserschuhe für Wanderfreunde.

Erdöl und Erdgas sind flüssige oder gasförmige Kohlenwasserstoffverbindungen. Es handelt sich um chemische Verbindungen, die nur aus Kohlenstoff und Wasserstoff bestehen. Diese Stoffgruppe ist sehr vielfältig, die einfachste gasförmige Verbindung ist Methan (CH4). Die weltweiten, derzeit technisch gewinnbaren Erdölreserven werden auf etwa 240 Milliarden Tonnen geschätzt, bei Erdgas sind es gigantische 190 000 Milliarden Kubikmeter. Noch höher sind die insgesamt nachgewiesenen Ressourcen, sie betragen circa 450 Milliarden Tonnen an Erdöl und etwa 820 000 Milliarden Kubikmeter an Erdgas. Wie sind diese riesigen Mengen entstanden?

Entstehungstheorien

Die gängigste Theorie ist die «biogene Theorie». Danach stammen Erdöl und Erdgas von Organismen, die vor Hunderten Millionen Jahren lebten. Nach der Theorie starben die Lebewesen, wurden von Sediment bedeckt und wandelten sich dann in einem Jahrmillionen währenden Prozess langsam in Erdöl und Erdgas um. Dies geschah unter Ausschluss von Sauerstoff bei erhöhtem Druck und erhöhter Temperatur. Schliesslich wanderte das entstandene Erdöl und Erdgas durch das Muttergestein (meist aus Schiefer bestehend) nach oben, bis es undurchlässige Schichten – das Speichergestein (meist aus Sand- und Kalkstein bestehend) – erreichte und sich dort ansammelte.

Eine andere Theorie ist, dass Erdöl und Erdgas ursprünglich nicht von lebenden Organismen stammen, sondern durch andere Prozesse im Erdinneren entstanden. Russische Forscher konnten nachweisen, dass Erdöl und Erdgas sogar heute noch im Erdinneren nachgebildet werden. Da dies aber nur einen kleinen Teil der vorhandenen Erdöl- und Erdgasmengen erklären kann, spielt diese «abiotische» Theorie für die Suche nach neuen Lagerstätten unter den nach Erdöl und Erdgas suchenden Mineralölkonzernen in der Praxis heute keine wichtige Rolle mehr.1

1 Mikael Höök, Ugo Bardi et al., Development of oil formation theories and their importance for peak oil, Marine and Petroleum Geology, Volume 27, Issue 9, Oktober 2010, S. 1995–2004

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