Anlässlich der Klimapanik stellt sich die Frage: Was ist Wissenschaft überhaupt? Was kann sie leisten – und was nicht? Von der Wahrnehmungslenkung zur Verhaltenslenkung.
Thomas Lachenmaier
29. Januar 2020

Die Natur zu schützen ist aus biblischer Sicht geboten, denn die Erde ist von Gott geschaffen und den Menschenkindern gegeben (Ps. 115,16), aber zur fürsorglichen Nutzung. Das muss der Mensch als derjenige tun, der in Gottes Ebenbildlichkeit geschaffen ist – und das heisst mit Geist und Verstand, pragmatisch, mit Bedacht und Augenmass, offen für neue Technologien, mit den Mitteln der Zivilisation. Es ist ein gärtnerischer Auftrag, ein «Kulturauftrag», sagt der Theologe Roger Liebi. Der Mensch soll über sie herrschen, wie Gott herrscht: weise und mit Liebe. Nicht zuletzt ist die Bibel das Lehrbuch auch dafür – für den richtigen Umgang mit der Natur und den Schätzen, die Gott für uns in sie hineingelegt hat. Wer Gottes Wort mit gläubigem Herzen erforscht, wird Weisung und auch Gelingen in diesem Tun finden (vgl. Jos. 1,8). Die Natur zu nutzen ist das Recht und der Auftrag des Menschen. Dass dies mit fürsorglichem Bedacht, mit Weisheit zu geschehen hat, ist biblischer Auftrag. So viel vorweg.

Das Klima zu schützen ist etwas anderes. Es gibt «auf der Erde kein physisches System namens Klima», erklärt der Hydrobiologe, Wissenschaftsjournalist und Buchautor Dr. Edgar Gärtner1. Klima ist der statistische Mittelwert einer Reihe von Parametern, über einen Zeitraum von Jahrzehnten hinweg errechnet, «ein theoretisches Konstrukt». Man kann also kein Augenzeuge davon sein, so der Neuropsychologe Prof. Boris Kotchoubey, der sich intensiv mit Wissenschaftstheorie und Statistik befasst hat. Bei der Debatte ums Klima wird übersehen, was offenbar keiner mehr zu wissen scheint, vielleicht sogar nicht mehr wissen soll: Was Klima überhaupt ist.

Mit Speck fängt man Mäuse und mit Emotionen manipuliert man Einstellung und Verhalten von Menschen. Die ganze Werbung basiert darauf und Propaganda nicht minder. Die Behauptung, man könne die «menschengemachte» gegenwärtige Klimaerwärmung sinnlich wahrnehmen, ist falsch und unwissenschaftlich. Sie dient ihrer Glaubhaftmachung. Prof. Kotchoubey erläutert: «Angenommen, die mittlere Jahrestemperatur steigt in 30 Jahren um 1,5 °C; das wäre eine durchaus bedeutsame Erwärmung. Dabei würde die Temperatur im Durchschnitt jedes Jahr um 0,05 °C steigen. Würden Sie wirklich ‹fühlen›, wenn gestern die Temperatur z. B. 22,5 °C war und heute 22,55 °C, dass es heute also wärmer geworden ist?»

Dabei geht es hier ja nicht um die Erwärmung innerhalb eines Tages, sondern nur um eine angenommene minimale Veränderung in vielen Jahren. Das Argument, dass wir die Erwärmung spüren können, «ist ganz offensichtlich falsch», so Kotchoubey, «sogar die Klimaveränderungen katastrophaler Ausmasse liegen weit ausserhalb unseres Temperaturwahrnehmungsvermögens. Um das Fühlbarkeitsargument zu stärken, wird auch jedes ‹Wetterereignis›, jede Hitzeperiode, jeder Starkregen, jeder Tornado als kleiner Teil der grossen Katastrophe präsentiert, um die Kraft des Gefühls für den Glauben an die Katastrophe zu mobilisieren». Warum werden so falsche und manipulative Argumente vorgebracht, wenn man solide Argumente hat? fragt Kotchoubey. Es ist ganz offensichtlich, dass hier in grob unwissenschaftlicher Weise argumentiert, zugleich aber beständig postuliert wird, es handle sich um Wissenschaft.

Auf der Falschbehauptung der Wahrnehmbarkeit gründet ja auch die Behauptung, es habe verheerende Auswirkungen, wenn sich der Mittelwert der Temperatur über Jahrzehnte hinweg minimal erhöhe. Es geht aber nicht nur dem Menschen so, dass er das nicht wahrnehmen kann. Auch Pflanzen, Tiere, Ökosysteme wird solches schwerlich «auslöschen», sodass eine «Extinction rebellion» notwendig wäre. Im Fieber der Klimaangst schreiben Journalisten Artikel darüber, dass Würmer, die ja für die Bodenfruchtbarkeit wichtig sind, durch die Klimaveränderung existenziell bedroht seien. Das ist ganz offenkundig abwegig. Für den Wurm sind diese «Erwärmungen» genauso unterhalb jeder Wahrnehmbarkeit wie für den Menschen. Wie dieser kommt er gut mit den im Tages- und erst recht im Jahresverlauf beträchtlichen Temperaturschwankungen zurecht, die ja das Wetter unter anderem definieren.

Die ohne Unterlass veröffentlichten Meldungen, wonach es an diesem oder jenem Ort zu dieser oder jener Zeit so warm gewesen sei «wie seit hundert Jahren nicht», haben keinerlei wissenschaftliche Aussagekraft. Prof. Kotchoubey erläutert: «Die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens ein Sommertag (z. B. der 30. 6.) der heis-seste Tag seit 100 Jahren ist, beträgt ganze 60 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens ein Tag im Jahr der wärmste Tag seit 100 Jahren ist, liegt schon bei 97,5 Prozent. Und wenn man andere Definitionsmöglichkeiten addiert (die heisseste Woche, die höchste Spitzentemperatur usw.), dann kann man mit Sicherheit sagen, dass – (...) allein durch Zufallsschwankungen – jedes Jahr mit einer Wahrscheinlichkeit nahe 100 Prozent eine bestimmte Kombination der Wetter-ereignisse im Sommer gefunden werden kann, die einen Hitzerekord der letzten 100 Jahre darstellt. Über diesen Rekord kann dann berichtet werden.» Und über diesen «Rekord» wird dann berichtet. Wenn man Begriffsdefinitionen flexibel an die Datenlage anpasst, so Prof. Kotchoubey, «können wir jeden beliebigen Fakt bekommen, den wir gerade brauchen».

Man nennt das Wahrnehmungslenkung. Dazu zählt auch die ständige Ankündigung von Hitzewellen, die im vergangenen Frühjahr die Medien füllten. Es kam zwar zu keiner Hitzewelle, aber wenn das ganze Jahr Hitze und die «heissesten Tage» die Nachrichten füllen, erinnert man sich später an genau das: Klima, Katastrophe.

Es stellt sich die Frage: Was ist Wissenschaft überhaupt, was bedeutet «wissenschaftlich», wann ist etwas «erwiesen»? Tatsächlich erwiesen ist erstaunlich wenig. Im Grunde kann man nur von wissenschaftlichen Gesetzen sagen, dass sie erwiesen sind, also etwa das Ohm’sche Gesetz oder Newtons Gravitationsgesetz. Sie sind durch Experimente und Beobachtungen geprüft und Bestandteil ausformulierter Theorien, die widerspruchsfrei sein müssen. In aller Regel produzieren Forscher keine Gesetze, sondern wenden wissenschaftliche Methoden (Experiment, Beobachtung, …) auf ihren Untersuchungsgegenstand an und kommen dadurch zu Hypothesen, die sich möglicherweise zu Theorien entwickeln lassen. Erwiesen ist damit aber noch lange nicht, dass sich eine Sache tatsächlich so verhält wie postuliert. An dem Tag, an dem ein anderer Wissenschaftler den Gegenbeweis antritt, ist diese Theorie gestorben.

Lesen Sie den ganzen Artikel in factum 01/2020.