Für Babys bringt jeder Moment eine Fülle an Reizen und neuen Erfahrungen. Diese Informationen müssen gespeichert, geordnet und in Begriffe gefasst werden. Dafür brauchen Babys vor allem eines: ausreichend Schlaf.
factum-Redaktion
30. September 2017

Im Schlaf vollziehen sich in ihrem Gehirn erstaunliche Prozesse. Bereits im Alter von sechs bis acht Monaten gelingt es Babys im Schlaf, Wörtern eine Bedeutung zuzuordnen – eine Fähigkeit, die bisher nur von älteren Kindern und Erwachsenen bekannt war. Nach einem halbstündigen Mittagschlaf haben Babys ähnliche Merkmale von bestimmten Objekten herausgefiltert und mit dem Klang der dazugehörigen Laute verbunden. Das haben Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig herausgefunden. Erst bei einem längeren Schlaf von 50 Minuten bilden sich im Verständnis der Kinder neue Beziehungen von einem Objekt und dem entsprechenden Wort. «Kinder verfügen in ihrem Langzeitgedächtnis bereits deutlich früher als bisher angenommen über echte Wortbedeutungen», erklärt Angela D. Friederici, Direktorin am Leipziger Max-Planck-Institut. «In unserer Studie haben die Babys jedoch auch eine derart grosse Menge an Informationen vor dem Schlaf in sich aufgenommen, wie sie normalerweise über einen längeren Zeitraum verteilt ist», fügt Friederici hinzu. «Aber erst im Schlaf, wenn das kindliche Gehirn von der Aussenwelt abgekoppelt ist, kann es die wesentlichen Zusammenhänge herausfiltern und speichern. Nur im Zusammenspiel aus wachem Erleben und den ordnenden Prozessen während des Schlafes können sich die frühen kognitiven und sprachlichen Fähigkeiten entwickeln.»

(Artikel aus factum 7/2017)