Als sich die 37-jährige Israelin Larissa und der 26-jährige Sebastian, ein Marineoffizier der Bundeswehr, auf dem Flughafen Ben Gurion sahen, fielen sie sich gleich in die Arme. Wahrscheinlich ist das so, wenn sich ein Lebensretter und die Person, die er gerettet hat, zum ersten Mal persönlich begegnen.
Thomas Lachenmaier
14. November 2016

Vor einigen Jahren war bei Larissa, die Mutter einer kleinen Tochter ist, Krebs diagnostiziert worden. Die erste Prognose war, dass eine Heilung nicht mehr möglich sei. Dann wurde als letztes Mittel ein Knochenmarkspender gesucht. Gefunden wurde der damals 21-jährige Sebastian. Es war ein zweijähriger, harter Kampf, bis der Krebs, dank der Knochenmarkspende, überwunden werden konnte.

Larissa berichtete den «Ynet»-Nachrichten: «Ich wollte ihn während dieser ganzen Zeit treffen.» Auch Sebastian musste oft an die Unbekannte denken, die dank seiner Bereitschaft, Knochenmark zu spenden, jetzt um ihr Überleben kämpfte: «Wie mag es ihr wohl gehen? Wird sie gesund werden?» Sie erkundigte sich nach seinem Namen. «Als ich seinen Namen hatte, habe ich ihn auf Facebook gesucht. Wir haben angefangen, uns zu schreiben.» Ihre herzliche Einladung, nach Israel zu kommen, nahm Sebastian gerne an. Die Begegnung war für beide sehr bewegend.

Sebastian lernte nicht nur Larissa, sondern auch ihre Tochter und ihre grosse Familie kennen. Larissa wollte ihrem «deutschen Bruder möglichst viel von meiner Heimat zeigen». Sie besuchte mit ihrem Gast auch das Rambam-Hospital in Haifa, in dem sie während ihrer Krankheit behandelt wurde. Zila Zuckermann, Professorin an der Hämatologie-Abteilung, sagte dem «Ynet»-Reporter: «Dies ist eine bewegende und inspirierende Situation. Der Fall von Larissa ist eine medizinische Erfolgsgeschichte, und viele Faktoren haben Anteil an diesem Erfolg. Larissa auf ihren beiden Beinen stehen zu sehen, gesund und lächelnd, und ihren Spender kennenzulernen, damit schliesst sich für uns alle ein Kreis.»

Israel ist ein Land der grossen und kleinen Wunder. Seit mehreren tausend Jahren gehören Wunder irgendwie zum Inventar des Landes. Oft braucht es die rück- oder vorausschauende Perspektive, um bewerten zu können, ob etwas ein Wunder ist. Aus der Sicht der Dreissigerjahre des vergangenen Jahrhunderts ist es ein Wunder, dass einmal ein junger Deutscher einer Jüdin das Leben rettet und dass er, um das mit ihr zu feiern, in ein Land reist, das Israel heisst. Hallelujah!

(Artikel aus factum 08/2016)