Eine neue israelische Technologie könnte Menschen mit Sehbehinderung den Alltag bald sehr erleichtern. OrCam ist ein mobiler Computer in einem schwarzen Gehäuse, der über ein Kabel mit einer kleinen Kamera verbunden ist, die an der Brille befestigt wird.
Stefan Frank
24. Juli 2016

Zeigt man mit dem Finger auf einen Gegenstand, sagt das OrCam-System, um was es sich handelt. Dabei erkennt OrCam die Gegenstände so genau, dass es dem Anwender nicht nur mitteilt, dass er beispielsweise Geld oder einen Bus vor sich hat, sondern wie viel Geld es ist und um welche Buslinie es sich handelt.

Das Prinzip ist aus der Automobilindustrie bekannt, wo es Systeme gibt, die andere Fahrzeuge oder Fussgänger erkennen. Die technologische Herausforderung ist allerdings umso grösser, je mehr Gegenstände es zu erkennen gilt. «Kein existierendes System könnte eine so riesige Zahl von Objekten erkennen und dabei in ein so kleines Gerät passen», erklärt Dr. Yonatan Wexler, Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung bei OrCam. «Um die dafür erforderliche Rechenleistung unterzubringen, bräuchte man ein ganzes Zimmer.» Um den Aufwand zu minimieren, hat OrCam ein System aus künstlicher Intelligenz und Algorithmen entwickelt, das, nachdem es Gegenstände einmal «gelernt» hat, weniger Zeit zu ihrer Erkennung braucht.

Die Zahl möglicher Anwendungen der bahnbrechenden Technologie ist fast unendlich. Doch irgendwo musste die Firma beginnen. «Wir wollten etwas, das einen echten Wert hat», so Wexler. Das Gerät kostet so viel wie ein gutes Hörgerät. Derzeit funktioniert es nur auf Englisch. Es ist bislang nur für Kunden in Israel, Nordamerika und Grossbritannien verfügbar. Im Lauf der Zeit sollen weitere Sprachen und Regionen hinzukommen.