In einem Interview mit «IsraelHeute» hat sich der geistliche Führer der Salafisten in den Palästinensergebieten, Scheich Abu Khalil al Tamimi, gegen einen Palästinenserstaat ausgesprochen. Er befürwortet ein gleichberechtigtes Zusammenleben von Juden und Moslems in einem demokratischen Rechtsstaat. Er sagt, er vertrete damit die Mehrheitsmeinung der Palästinenser.
Thomas Lachenmaier
8. Mai 2017

Al Tamimi gehört einer salafistischen Tradition an, die sich aber von den Dschihad-Salafisten, die unter anderem im Sinai agieren, distanzieren. Er sagt: «Eine Zweistaatenlösung macht keinen Sinn. Wir wollen unter israelischer und gleichberechtigter Demokratie in Palästina leben. Glauben Sie mir, viele Palästinenser sagen mir, dass ein Leben in Israel viel besser sei als in den Autonomiegebieten und arabischen Ländern.» Dass in der Öffentlichkeit der Eindruck eines anderen Meinungsbildes herrscht, erkläre sich dadurch, dass Palästinenser «Angst davor haben, die Wahrheit über ihre Gefühle vor der Kamera auszusprechen». Eine solche Friedenslösung scheitere an der Hamas, die keinen Kompromiss mit Israel dulde. Auch Palästinenserchef Abbas wisse, dass das die einzige Lösung sei, er werde jedoch von internationalen Organisationen gezwungen, die Zweistaatenlösung zu befürworten. Al Tamimi, der Mitglied im Scharia-Gerichtshof in den Palästinensergebieten ist, schlägt ein gleichberechtigtes Leben von Juden und Muslimen unter israelischer Regierung vor. Diese Forderung sollte nach einer Übergangsfrist von zehn bis 15 Jahren umgesetzt werden, «in der wir uns gegenseitig prüfen können». Ihm schwebe «eine Gleichberechtigung wie im Libanon vor, wo Christen und Moslems Seite an Seite leben». In der arabischen Welt leben die Moslems «in Dunkelheit», erklärte Scheich al Tamimi, «sie haben weder Rechte noch Hoffnung. So geht es Palästinensern und Moslems in Afghanistan, Irak und anderen Ländern gleichermassen.»

(Artikel aus factum 3/2017)