Unter der Überschrift «Den Willen unseres Vaters im Himmel tun: Auf dem Weg zu einer Partnerschaft von Juden und Christen» haben sich orthodoxe Rabbiner mit einer Botschaft an die Öffentlichkeit gewandt. Auch das Christentum sei «das Ergebnis göttlichen Willens und ein Auftrag an die Nationen».
Johannes Gerloff
21. Februar 2016

Nach «zwei Jahrtausenden Feindschaft und Entfremdung» sehen sie es als Herausforderung, die von Christen dargebotene Hand zu ergreifen. Aber sie wollen sich dieser Herausforderung bewusst stellen. «Juden und Christen müssen zusammenarbeiten, um die moralischen Herausforderungen unserer Zeit anzugehen», bekennt das Dokument, das unter Federführung des «Zentrums für jüdisch-christliche Verständigung und Kooperation – The Center for Jewish-Christian Understanding & Cooperation (CJCUC)» in der israelischen Siedlung Efrat bei Bethlehem entstanden ist. Weiter heisst es darin: «Wir anerkennen, dass sich mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil die offizielle Lehre der katholischen Kirche über das Judentum grundlegend und unwiderruflich geändert hat.» Die Beteuerung der Kirche, Israel habe eine einzigartige Stellung in der Heilsgeschichte, mache einen ehrlichen Dialog möglich, «ohne die Befürchtung, dies könne für missionarische Zwecke ausgenutzt werden». «Heute haben Juden ernsthafte Liebe und Respekt von vielen Christen erfahren, die im Rahmen von vielen Dialoginitiativen, Treffen und Konferenzen auf der ganzen Welt zum Ausdruck kamen.» «Wir anerkennen, dass das Christentum weder ein Unfall noch ein Irrtum ist, sondern das Ergebnis göttlichen Willens und eine Gabe für die Nationen», führt das Dokument aus, das bislang 26 orthodoxe Rabbiner aus Israel, den USA und Europa unterschrieben haben, darunter die Oberrabbiner von Finnland, Serbien und Kroatien. Juden und Christen seien von Gott bestimmt, einander «liebevolle Partner» zu sein. Es gebe mehr, das Juden und Christen miteinander verbinde, als was sie trenne. Und: «Keiner von uns kann Gottes Auftrag in dieser Welt allein erfüllen.» Aus Israel haben unter anderen die Rabbiner Schlomo Riskin und David Rosen unterzeichnet, die seit Jahren für ihr Engagement im jüdisch-christlichen Dialog bekannt sind. Riskin wurde in seiner Einstellung zu Christen entscheidend vom Engagement der Evangelischen Marienschwesternschaft in Darmstadt beeinflusst, bemüht sich um einen Austausch zwischen evangelikalen Christen und orthodoxen Juden und hat das CJCUC gegründet.

(Artikelauszug aus factum 01/2016)