Mit einem offenen Brief wenden sich Christen gegen die Aussage des Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, Christen sollten Flüchtlingen nicht missionarisch begegnen und von «aggressiver Missionsarbeit» absehen. Er bezog sich damit auch auf die vielen Taufen von Ex-Muslimen aus dem Iran in Deutschland.
Thomas Lachenmaier
26. Oktober 2016

Der evangelische Theologe Prof. Thomas Schirrmacher und sein katholischer Kollege Prof. Christian Troll betonen in dem Schreiben, dass Christen für das Recht auf Religionswechsel einstehen: «Wir gestehen als Christen jedem Menschen zu, die Kirche bzw. den christlichen Glauben zu verlassen, wenn er ihn nicht mehr überzeugt – wohin immer er sich dann stattdessen orientiert. Das gilt ausdrücklich auch für die erwachsen werdenden Kinder christlicher Eltern. Das soll und muss ohne bürgerliche Konsequenzen möglich sein, auch wenn man es persönlich bedauert.»

Die Autoren des offenen Briefes weisen darauf hin, dass das Recht, frei und ungehindert über seine Religion zu sprechen und auch für sie werben zu dürfen, ein Bestandteil der Religionsfreiheit ist. Deshalb trete man auch «für das Recht auf Mission für Muslime und Christen, Humanisten und Atheisten, Zeugen Jehovas und Bahai und alle anderen ein». Sie erinnerten daran, dass in vielen Ländern eine solche tolerante Haltung nicht besteht, sondern dass dort den Bürgern massiv vorgeschrieben wird, was sie zu glauben haben. In vielen islamischen Ländern steht auf die Abkehr vom Islam die Todesstrafe, wie etwa im Iran.

Der Vorstoss von Mazyek steht offenbar in Zusammenhang mit Bestrebungen muslimischer Interessengruppen, jegliche Kritik am Islam und eine offene Auseinandersetzung damit als «intolerant» oder «Hassrede» zu kriminalisieren. Dem islamischen Recht zufolge, der Scharia, ist es verboten, vom Islam zu einem anderen Glauben zu konvertieren, bzw. den Islam zu kritisieren. Der Übertritt von Muslimen zum christlichen Glauben ist die freie Entscheidung in einem freien Land. Mit beidem scheint der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime ein Problem zu haben – sofern es nicht den Interessen des Islam dient. Der freundliche Herr Mazyek wirbt mit seiner Forderung für die Scharia, ohne dass ihm dies in den Medien kritisch vorgehalten wird.

(aus factum 7/2016)