Im Frühsommer 1966 wurde in China eine der folgenschwersten Entscheidungen des 20. Jahrhunderts getroffen: Die Chinesische Kommunistische Partei beschloss unter Mao TseTung die revolutionäre Kampagne der sogenannten Kulturrevolution.
Thomas Lachenmaier
6. Juli 2016

Heute, ein halbes Jahrhundert später, herrscht nicht nur in China, sondern auch unter den europäischen Linken Schweigen über dieses historische Ereignis, das in Deutschland und Frankreich Millionen Anhänger gefunden hatte. In den zehn Jahren der Kulturrevolution wurden drei Millionen Menschen ermordet, Christen ausserordentlich brutal verfolgt. Die «Gesellschaft für bedrohte Völker» schätzt, dass unter Maos Regime bis zu 80 Millionen Menschen starben.

Ulrich Delius, der China-Experte der Menschenrechtsorganisation, schreibt, dass praktisch jede Familie in Peking und den anderen Grossstädten unmittelbar von Gewalt betroffen war. Heute nimmt in China, vor allem in ländlichen Regionen, die Mao-Verehrung wieder zu. Die allein regierende Kommunistische Partei bewertet das mit derselben Skepsis wie religiösen Enthusiasmus. So wurden unlängst Mao-Tempel mit dem Argument abgerissen, dass auch noch so bedeutenden Personen keine gottgleiche Verehrung zustehe. Einer Umfrage zufolge sympathisieren 38 Prozent der Chinesen mit Mao.

In jüngerer Zeit geht die chinesische Regierung wieder härter gegen Christen vor. In der Provinz Zhejiang in Südostchina, wo es besonders viele Christen gibt, stehen diese massiv unter Druck, berichtet Ulrich Delius. Von 1800 offiziell anerkannten Kirchen wurden 1800 Kreuze gewaltsam entfernt. Delius berichtet von einer starken Hinwendung zum christlichen Glauben in China. Es gilt als sicher, dass es heute mehr Christen in China gibt als Mitglieder der Kommunistischen Partei.