Israelische Wissenschaftler haben ein Verfahren entwickelt, um aus Korallen Knochenimplantate zu züchten. Das biologische Material ist von enormer Stabilität.
Thomas Lachenmaier
1. April 2017

Für Orthopädie und Kieferorthopädie wird das neue Produkt grosse Bedeutung haben. Knochenimplantate sollten mehrere Eigenschaften haben, erläutert Ohad Schwartz vom Vorstand des Unternehmens «CoreBone». Es sollte sich nicht nur um ein passives Gerüst handeln, sondern vielmehr bioaktiv sein, damit es für die Knochenzellen anziehend ist. Es muss zudem porös sein. Einige organische Materialien haben ebenfalls diese Eigenschaften, es besteht aber die Gefahr von Abstossungsreaktionen und der Übertragung von Krankheiten. Herkömmliche synthetische Produkte vermeiden diese Nachteile, sind aber viel schwächer als natürliche Knochen. Das neuartige Produkt vereinigt die Vorteile beider Verfahren. Die Korallenknochen haben einer europäischen Studie zufolge eine viermal stärkere Festigkeit als menschlicher Knochen. Die Korallenknochen werden auf einer Farm in der Arava-Wüste aus dem Exoskelett von Korallen hergestellt, die in einem Aquariumsystem kultiviert werden. Durch eine Anreicherung mit Siliziumdioxid erlangen sie die Eigenschaft, Knochenzellen anzuziehen. An der Entwicklung des Verfahrens war der in der Knochenbiologie und Zahnmedizin international renommierte Forscher Prof. Itzhak Binderman beteiligt, der an der Universität von Tel Aviv Zahnmedizin lehrt und die Abteilung für Bioengineering leitet. Die Kosten sind trotz der höheren Qualität mit denen herkömmlicher Produkte vergleichbar. Dazu Ohad Schwartz: «Wir können einen sehr konkurrenzfähigen Preis anbieten, weil die Natur die Arbeit für uns macht.»

(Artikel aus factum 2/2017)