Der «Pfarrer von Bagdad», Andrew White, wirft Europa vor, dass es seine ganze Sympathie auf die Flüchtlinge an ihren Grenzen konzentriert statt auf die, welche viel dringender Hilfe benötigen.
factum-Redaktion
3. November 2015

«Ich bin enttäuscht, wie Europa mit der Flüchtlingskrise umgeht», hielt White jetzt in einer Erklärung fest. «Es wird nicht genug getan für die wirklich Verletzlichen, vor allem für die, die religiös verfolgt werden.»
Andrew White, bekannt als der «Vicar of Bagdad», Leiter der St. George’s Church in Bagdad, musste wegen zahlreicher Todesdrohungen sein Amt verlassen. Er wirkt jetzt als Präsident der «Stiftung für Hilfe und Versöhnung im Mittleren Osten» (FRRME). «Meine Stiftung sorgt für Nahrung, Unterkunft und Medizin für Hunderte von irakischen Flüchtlingsfamilien, die vor dem IS geflohen und jetzt in Jordanien sind. Viele von ihnen sind durch die Wüste marschiert auf der Suche nach Sicherheit, mit wenig mehr als den Kleidern an ihrem Leib. Wenn ich zornige junge Männer sehe, die mit der Polizei in Ungarn kämpfen und verlangen, dass sie in die EU hineingelassen werden, habe ich das Gefühl, dass die falschen Leute an der Spitze der Schlange stehen.»

Wenn Europa nicht unterscheide zwischen denen, die einfach ein besseres Leben suchen, und denen, die um ihr Leben fliehen, könne denen nicht geholfen werden, die wirklich Hilfe nötig haben, so White. «Es muss unbedingt mehr getan werden für die Tausenden von Flüchtlingen – vor allem aus dem Irak –, die in Jordanien und anderen Ländern gestrandet sind, ohne Hoffnung für ihre Zukunft.»

Der chaldäische Christ Louis Raphael I. bestätigte, dass es nicht nur Vertriebene sind, die fliehen. Durch die Flucht der Wohlhabenderen und besser Ausgebildeten verliere die Region ihre Zukunft: «Hier verlieren alle. Die fähigen Leute verschwinden – dabei sind sie die Einzigen, die ihr Land wieder aufbauen könnten.»