Die westlichen Gesellschaften stehen ratlos vor den entsetzlichen terroristischen Verbrechen. Was ist der Motor dieser mörderischen Ideologie, die sich rasend schnell verbreitet?
Kurt Beutler
31. Januar 2016

Terrorismus ist zum alltäglichen Bestandteil der modernen Welt geworden. Die westlichen Gesellschaften stehen ratlos vor den Verbrechen islamischer Terroristen, sie sind existentiell herausgefordert. Wie ist es möglich, dass sich mörderische Ideologien von Gruppierungen wie dem Islamischen Staat, Al-Qaida, Boko Haram oder As Shahab derart rasant verbreiten?

Die Mörder solcher Gruppierungen wie auch die Hamas und die Hisbollah («Partei Allahs») töten, weil sie in dem anderen Ketzer sehen. In ihren Hetzreden taucht immer wieder das Wort «Kafir» (Mehrzahl: Kuffar) auf. Jeder Andersdenkende ist prinzipiell ein Kafir, das heisst: ein Ketzer.

Dieses Wort ist ein Brandsatz. Im Mittelalter wurde es auch in Europa dazu benutzt, Menschen zu denunzieren. Wer als Ketzer bezeichnet wurde, konnte vor Gericht gezogen werden, und es war sehr wohl möglich, deswegen Hab und Gut, die Freiheit oder sogar das Leben zu verlieren. Doch eines Tages kam jemand auf die Idee, in der Bibel nachzuschauen, was man eigentlich mit Ketzern tun solle. Und da kam die grosse Überraschung: Das Wort Ketzer kommt in der Bibel kein einziges Mal vor. Deshalb war es möglich, nicht nur die Idee des Ketzertums, sondern das Wort Ketzer selber aus den europäischen Sprachen zu verbannen. Heute wird bei uns niemand im Ernst diesen Begriff verwenden.

Ganz anders ist das aber im Nahen Osten. Dort ist das Wort «Kafir» nicht nur bei den Terroristen verbreitet. Es ist allgegenwärtig. Ganz selbstverständlich wird es in den Medien benutzt und in den alltäglichen Gesprächen der Leute miteinander. Wer eine von der Norm abweichende religiöse Meinung vertritt, wird bald einmal als «Kafir» bezeichnet. Europäer gelten bei Arabern oft prinzipiell als Kuffar.

Wieso konnte dieses menschenverachtende Wort bis in unsere Zeit ausgerechnet im Nahen Osten überleben? Der Hauptgrund ist, dass es im Koran vorkommt und hier elementare Bedeutung hat. In Sure 8,12 b heisst es: «Wahrlich, ich werfe Schrecken in die Herzen der Kuffar. So haut auf ihre Nacken ein und haut ihnen auf alle Finger!» Sure 47,4: «Wenn ihr nun auf die Kuffar stosst, dann schlagt auf sie ein (wörtlich im Arabischen: schlagt auf ihre Nacken), bis ihr sie niedergerungen habt.» Sure 2,191 fordert: «Und tötet sie (die Kuffar), wo immer ihr auf sie stosst.» Sure 3,29: «Die Gläubigen sollen sich nicht die Kuffar zu Freunden nehmen.» All das ist verbindliches Wort, denn: «Siehe, Allah liebt die Kuffar nicht» (Sure 2,190).

Das Wort Ketzer kommt im Koran 500 Mal vor. Deshalb hat die Reform des Islam keine heile Welt hervorgebracht, sondern Terrororganisationen.

(Artikelauszug aus factum 1/2016)