Die Industrie sucht gezielt nach Möglichkeiten, Mechanismen der Natur bei der Entwicklung neuer Produkte zu imitieren. Aus dem BISS-Projekt («Bio-inspirierte Sicherheitssysteme») des Auto- und Motorradherstellers BMW entstanden zwei Fälle von Biomimikry, nämlich ein Helm, inspiriert von der Pomelo-Frucht, und Schutzkleidung, die Fisch- und Reptilienschuppen imitiert.
factum-Redaktion
4. November 2017

Bei dem BISS-Projekt arbeitet BMW mit weiteren Unternehmen (u. a. Uvex) und den Universitäten Freiburg im Breisgau und Bayreuth und dem Institut für Textil- und Verfahrenstechnik Denkendorf zusammen. Wenn eine Pomelo-Frucht von einem hohen Baum fällt, spaltet sie sich nicht auf und das Innere bleibt weitgehend unbeschädigt. Die Schale von Pomelos verhält sich auxetisch, das heisst, sie verfügt über sehr erstaunliche Eigenschaften: Bei Gewalteinwirkung wird das Gewebe nicht dünner, sondern dicker, und es verfestigt sich zugleich. Zudem ist die Rinde extrem leichtgewichtig.

Den Forschern ist es gelungen, die einzigartige Struktur des auxetischen Mechanismus zu entschlüsseln. Mit neu entwickelten Methoden gelang es ihnen, diese Eigenschaft auf die Struktur von Schäumen zu übertragen. Dies ermöglicht die Herstellung von Verbundtextilien mit einer Schutzwirkung, die bisher nicht erreicht wurde.

Auch die Schuppen von Reptilien und Fischen bieten hohen Schutz. Die Forscher analysierten deren Aufbau, Gewebebildung und Zellstruktur. Die natürlichen Systeme sind wesentlich leistungsfähiger und leichter als bislang entwickelte Schutzbekleidung. Die höhere Funktionseffizienz erreicht die Natur mit geringerem Materialeinsatz, auch wird die Flexibilität erhalten.

Die biologisch inspirierten Produkte könnten zum Schutz von Arbeitern beitragen, die Schutzhandschuhe und Spezialkleidung benötigen. Das leichte, atmungsaktive Design und die Flexibilität der Forschungsmodelle bedeuten, dass die Bewegungsmöglichkeit kaum eingeschränkt ist.

(Artikel aus factum 8/2017)