Die Zellen von Menschen und Tieren sind für das Leben unter Schwerkraft geschaffen und optimal angepasst. Bei Eintritt der Schwerkraft bricht die Immunabwehr von Zellen sofort zusammen. Dennoch kommen Astronauten nach langen Aufenthalten im Weltall ohne gesundheitliche Probleme auf die Erde zurück. Warum ist das so?
factum-Redaktion
14. April 2017

Ein Forscherteam unter Leitung von Wissenschaftlern der Universität Zürich konnte zeigen, dass Zellen den negativen Effekt von Schwerelosigkeit ultraschnell ausgleichen. Oliver Ullrich, Professor am Anatomischen Institut der Universität Zürich: «Die Immunabwehr brach sofort nach Eintritt der Schwerelosigkeit ein, die Abwehrzellen erholten sich aber überraschenderweise innerhalb von 42 Sekunden wieder vollständig.» Die Messungen wurden auf der Weltraumstation ISS durchgeführt.  

Im Gegensatz zu Weltraumexperimenten, deren Analysen im Anschluss auf der Erde durchgeführt worden sind, ging das Team um die UZH-Wissenschaftler Oliver Ullrich und Cora Thiel einen anderen Weg. Sie richteten ihr Versuchsdesign auf die Durchführung und direkte Messung im Weltall aus: Vom Auftauen der Versuchszellen bis zu den Messungen führte ESA-Astronautin Samantha Cristoforetti (im Bild) alle Abläufe direkt im Labor auf der ISS durch. Die auf der ISS gemessenen Daten wurden dann zur Erde übertragen. Rigorose interne und externe Kontrollen schlossen alle ausser die Schwerkraft betreffenden Einflüsse aus.

Die Forscher zeigten sich überrascht und beeindruckt davon, dass sich Zellen sofort an Bedingungen anpassten, denen sie in der ganzen Erdgeschichte noch nie ausgesetzt waren. Cora Thiel erklärte: «Die Ergebnisse stellen daher weitere Fragen hinsichtlich der Robustheit des Lebens und seiner erstaunlichen Anpassungsfähigkeit.»

(Artikel aus factum 3/2017)