Freiheit muss man sich nehmen: Der heute 81-jährige Theo Lehmann trotzte in der DDR mutig dem sozialistischen Meinungsdiktat. Seine Unerschrockenheit kann heute ein Vorbild sein.
Bettina Hahne-Waldscheck
19. Januar 2016

Jugendgottesdienst mit Gitarre, Banjo, modernem Liedgut – nichts Neues, doch in der DDR in den 70er-Jahren war das revolutionär. Theo Lehmann hat mit seinen modernen Gottesdiensten die Jugendlichen in Sachsen zu Tausenden angezogen. Auf der im Hänssler-Verlag erschienenen DVD «Theo Lehmann – Wer Gott folgt, riskiert seine Träume» erzählen er und seine Weggefährten aus seinem Leben.

Lehmann erinnert sich an die entscheidende Kirchenvorstandssitzung 1971 in Karl-Marx-Stadt (heute wieder Chemnitz), in der traurig festgestellt wurde, dass die Mitgliederzahlen schrumpften. «Ich schlug Jugendgottesdienste vor. Da ich kein Komponist war, hab ich mir Melodien geklaut – von Blues, Gospel, Bob Dylan und dazu einfache Texte geschrieben.»

Der heute 81-Jährige hatte von Jugend an ein Herz für Swingmusik und schrieb sein erstes Buch zur Geschichte von Negro Spirituals mit Notenbeispielen. Er hatte ein sehr gutes Gespür dafür, welche Musik und Texte bei Jugendlichen, die nie von Jesus gehört hatten, ankamen: «Ich wollte von denen verstanden werden, die keine Ahnung vom Glauben hatten. Sie sollten sofort mitsingen können.» Er stellte eine Skiffle-Band mit Gitarre, Banjo, Waschbrett zusammen und gewann Jörg Swoboda als Sänger. Swoboda, lebenslanger Weggefährte von Lehmann, sagt: «Die jungen Leute sangen aus voller Kehle mit, dass die Wände bebten, das war herrlich.» Er erinnert sich, dass der Zulauf schnell so gross war, «dass zweimal hintereinander Gottesdienst gehalten werden musste».

(Artikelauszug aus factum 09/2015)